Plaue ist seit 1952 ein Stadtteil von Brandenburg an der Havel
Das Rittergut Plauerhof
Als Albert Deichgräber 1942 die Geschichte der Stadt Plaue aufschrieb, widmete er ein umfangreiches Kapitel der Familie Wiesike, den Eigentümern des Gutes Plauerhof. Fast 100 Jahre war das Rittergut in Familienbesitz bis es 1920 mit dem Margarethenhof aufgeteilt und verkauft wurde. Kühn und Przedwolski zitieren in ihrer ''Geschichte der Stadt Plaue an der Havel'' von 1996 Deichgräber mit den Zeilen: ''Das Restgut Plauerhof hat bald wieder den Besitzer gewechselt und ist jetzt, soviel ich weiß, in Besitz der Provinz Brandenburg, die dort Zuchthäusler und Gefangene arbeiten läßt.''

Die Havelgut-Geschichte
Als das Plauer Havelgut noch Jugendherberge war

Plauerhof, Margaretenhof, das Havelgut und Kaltenhausen wurden 1920 von der Deutschen Gesellschaft in Berlin-Dahlem übernommen, die das Besitztum teilte und an verschiedene Interessen verkaufte. 420 Morgen von Margaretenhof kaufte der Brandenburger Fabrikant Patz. Das Havelgut mit 94 Morgen Land übernahm Fabrikdirektor Ginsberg aus Berlin-Niederschöneweide, um aus der Fachwerk-Villa ein Erholungsheim für die Kinder seiner Angestellten zu machen. Das Havelgut erstreckte sich damals laut dem Ortschronisten Kurt Michel entlang der Havel vom kleinen Wäldchen bis zur Brücke. Allerdings tauschte Ginsberg das jetzige Bootshaus-Gelände gegen ein Grundstück von Kreusler, denn die Wiesen erwiesen sich als schlechter Baugrund. Kurz darauf wurde die Stadt Brandenburg Eigentümerin des Havelgutes. Sie veräußerte 1930 mehrere Parzellen an der Havel. Das Gutshaus mit angrenzender Scheune mit Stall und einem Wirtschaftsgebäude wurde Kinderheim, später Jugendherberge. 1932 bewohnte hier der Plauer Bürgermeister eine Wohnung. Die Nazis richteten 1933 im Gutskomplex den weiblichen Arbeitsdienst ein - von hier aus traten junge Frauen ihren Dienst bei umliegenden Landwirten und bei der Straßenbahngesellschaft an. Nach Kriegsende 1945 stellte hier das Brandenburger Theater Materialien wie Glas und Holz sowie den Kleidungsfundus unter. Die Stadtverwaltung baute dann das Gutshaus zu Wohnungen aus. Scheune und Stallungen wurden von 1947 bis 1949 abgerissen, um Mauersteine für die in Plauerhof geplanten Neubauernhäuser zu gewinnen. Das Wirtschaftsgebäude wurde laut Michel 1946 an einen Neusiedler verkauft, dessen Familie heute noch das Haus bewohnt. Die Ländereien wurden als Gartenparzellen verpachtet. Nach 1990 kauften einige Parzellenpächter ihre Grundstücke und bauten Wohnhäuser darauf. Das Gutshaus verfiel Kurt Michel zufolge wegen mangelhafter Pflege und fehlender Reparaturen. Es wurde ab 2000 zum Verkauf angeboten. 2001 mussten die letzten Mieter raus. 2008 verkaufte die Stadt das Wohnhaus am Havelgut 32 an einen Privaten, der es seitdem schrittweise saniert. Übrigens: wenngleich sich die Leute vom Havelgut schon immer als Plauer fühlen, so befanden sich die Grundstücke auch vor der Plauer Zwangseingemeindung 1952 auf dem Territorium der Stadt Brandenburg.
 
Gutshaus Plauerhof
 
Gutshaus Plauerhof
 
Der wöchentlich erschienene ''Bilderbogen der Zeit - DIE GARTENLAUBE'', Nummer 37
vom 13. September 1928 widmete eine Seite diesen Gefangenen, die auf dem Plauer
Hof arbeiteten.


Auch der Staatsratvorsitzende der DDR, Erich Honecker, musste 1943 als politischer Gefangener des Zuchthauses Brandenburg im Plauerhof arbeiten und führte dort Dachdeckerarbeiten aus.